Achziger Jahre
Von Attraktion zum Sanierungsfall
Am 1.10.1980 trat Adolf Kruse seinen Dienst als Badebetriebsleiter im neuen Freizeithallenbad an. Gleichzeitig war er für das Freibad an der Mole 4 zuständig. Wegen der hochsommerlichen Temperaturen besuchten bis zu 3000 Badegäste täglich das Freibad. Auch damals kamen die Besucher schon aus dem Umland wie Marne, Eddelak und Averlak. Parkplatzprobleme gab es zum Glück auch bei starkem Andrang nicht, denn viele kamen zu Fuß oder mit dem Fahrrad.
Der Brunsbütteler Zeitung entnahmen wir die Anekdote:
„Oma aus Heidelberg“:
Viele Urlauber konnten im Freibad begrüßt werden. So auch eine ältere Dame aus Heidelberg, die ihren Eintritt mit einer Aerobic-Vorstellung abgelten wollte. Aber um den Eintritt kam sie nicht herum. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, bei ihren Besuchen im Freibad am Beckenrand Aerobic zu zeigen, und die Jugendlichen ließen sich nicht lange bitten: Erst haben sie im Wasser alles der Dame nachgemacht; dann ging es an den Beckenrand, und auch zahlreiche Badegäste machten es der Oma nach. Nach dem Baden war natürlich auch Körperpflege angesagt. Oma schäumte mit Hilfe einer Nagelbürste die Haare mit Shampoo ein. Mit dem Schaumkopf wurde dann ein kleiner Spaziergang durch das Freibad gemacht. Auch ihre Badekappe hatte etwas Originelles an sich: Es war die Plastiktüte einer Brunsbütteler Bäckerei, beim Schwimmen war immer schön die Brezel zu sehen. Sie war immer eine nette Bereicherung für das Freibad und ein gern gesehener Gast, denn immer wenn sie kam, dann kam Freude auf.
In den 80er Jahren musste die Stadt Brunsbüttel das Freibad mit 100.000 DM jährlich bezuschussen, außerdem waren gegen Ende des Jahrzehnts wichtige Sanierungen überfällig. Seit langem war nicht investiert worden und der Zahn der Zeit hatte am Bad genagt. Diese Tatsache nahm die FDP-Fraktion zum Anlass für eine Anfrage an die Verwaltung, die eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen sollte. Zugleich forderte sie zu Überlegungen über neue Investitionen auf, z.B. über den Bau eines zusätzlichen Außenbeckens am Freizeithallenbad an der Braake. Dies hätte eine endgültige Schließung des Freibades an der Mole 4 bedeutet.
Eine Umfrage in der Bevölkerung durch die Brunsbütteler Zeitung ergab, dass die Mehrheit der Befragten sich für die Erhaltung des Freibades aussprach. Hervorgehoben wurde besonders die schöne Lage des Bades an der Schleuseneinfahrt. Trotzdem war die Konkurrenz des Hallenfreizeitbades, das 1980 gebaut worden war, nicht weg zu diskutieren. Es wurde 1985 bereits darüber nachgedacht, das Freibad z.B. durch ein Cafe attraktiver zu gestalten. Damit hätte man zugleich ein neues Ausflugsziel in Brunsbüttel geschaffen.
Wegen des schlechten Sommers fanden 1986 nur 18.250 Gäste den Weg ins Freibad. Gerüchte über die endgültige Schließung des Freibades dementierte die Stadt. Die wichtigste Arbeit im Mai 1987 stellte die Neuverkleidung der Räume der Badeaufsicht und des Wohnhauses dar. Die alte Backsteinverblendung war im Laufe der Jahre brüchig geworden. Seit der Eröffnung vor mehr als 30 Jahren schnitt das Jahr 1987 mit 15.989 Besuchern am schlechtesten ab. Schuld war wieder einmal das Wetter. Auch in den darauf folgenden Jahren wurde wegen der sinkenden Besucherzahlen und knapper werdenden städtischen Haushaltsmittel der Betrieb des Freibades Ulitzhörn immer mehr in Frage gestellt.